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Lokale Agenda 21

Aspekte einer nachhaltigen Entwicklung

Baustein D
Energiebilanzierung - Materialien zur CD-ROM


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Inhaltsverzeichnis

 

Die CD-ROM zum Thema "Nachhaltigkeit"

Was passiert mit der Kohlendioxid-Bilanz, wenn ich in meinem Haushalt nur noch Energiesparlampen verwende oder wenn es gelingt, den Besetzungsgrad von PKWs zu erhöhen? Wie wäre es, wenn wir alle Kohlekraftwerke abschalten würden? Auf solche Fragen gibt das Programm zur energetischen Bilanzierung von Energiesystemen (kurz ENSYS genannt) eine Antwort.

Sie finden dieses Programm neben vielen anderen Informationen zum Thema Nachhaltigkeit auf der diesem Heft beigelegten CD-ROM.

Die CD-Rom im Überblick

Energiebilanzierung mit ENSYS

Was ist das Problem bei der Energienutzung?

Die Versorgung mit Energie und ihre Nutzung in Form von Wärme, Kraft, Licht und Informationsverarbeitung gehört zu den Grundvoraussetzungen unserer modernen Gesellschaft. Gleichzeitig verursacht die Gewinnung, Verteilung und Nutzung von Energie in ihrem heutigen Umfang starke globale Stoffströme und ist mit Ressourcenverbrauch und umweltbelastenden Emissionen verbunden. Die Nachhaltigkeit des Energiesystems könnte verbessert werden, indem

• der Primärenergieverbrauch insgesamt gesenkt wird, damit die mit dem Energiesystem verbundenen Stoffströme verringert werden;

• insbesondere der fossile Anteil des Primärenergieverbrauchs gesenkt wird, um die erschöpflichen Ressourcen dieser Energieträger zu schonen;

• die Kohlendioxid-Emissionen des Energiesystems gesenkt werden, um die aus heutiger Sicht besonders kritischen Klimawirkungen zu vermindern.

Das angebotene Bilanzierungsmodell ENSYS wurde an der Akademie für Technikfolgenabschätzung als interaktives Instrument zur Unterstützung von Schülerforen, die sich mit der Gestaltung von Energiesystemen befassten, eingesetzt. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern eine fundierte Diskussion darüber zu ermöglichen, durch welche Eingriffe und Maßnahmen das künftige Energiesystem im Sinne von Nachhaltigkeitszielen gestaltet werden kann.

Wo lässt sich Energie sparen?

Die Kenngrößen umfassen die Sektoren Verkehr, Haushalte, Kleinverbraucher, Industrie, Energieumwandlung und sie beschreiben

• Verhaltensgrößen (z.B. Mit wieviel Geschirr soll in Zukunft eine Spülmaschine durchschnittlich laufen?)

• Effizienzgrößen (z.B. Wie hoch soll in Zukunft der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch sein?)

• Energiemix (z.B. Wie hoch soll in Zukunft der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung sein?)

Jede Kenngröße kann von den Schülerinnen und Schülern verändert werden. Sie können die Wirkung auf die Kohlendioxidbilanz sofort ablesen. Als Arbeitsgrundlage werden insgesamt zwölf vorbereitete Datensätze angeboten, die den Zustand von 1990 und mögliche Entwicklungen für die Jahre 2005 und 2020 beschreiben.

Welche Maßnahmen sind technisch machbar?

Die Energieszenarien stellen nur dann realisierbare Zukunftsentwürfe dar, wenn die verwendeten Daten unter Berücksichtigung der fachlichen Zusammenhänge und Begrenzungen gewählt werden. Hinweise zur inhaltlichen Gestaltung von Energie-Szenarien mit ENSYS geben die mitangebotenen Arbeitsmaterialien zu ENSYS. Sie enthalten neben vielen Informationen zu den Sektoren des Energiesystems sowie Beschreibungen der Gestaltungsmöglichkeiten auch zahlreiche Übungen.


Akademie für Technikfolgenabschätzung

Die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg hat 1992 als Stiftung des öffentlichen Rechts in Stuttgart ihre Arbeit aufgenommen. Die Konzeption der Akademie ist Resultat des Wunsches von Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, ein koordinierendes Zentrum für Technikfolgenforschung im Land und eine Plattform für den öffentlichen Diskurs über die Chancen und Risiken von Technik zu institutionalisieren. Die Satzung der Akademie legt als Aufgabe fest, "Technikfolgen zu erforschen, diese Folgen zu bewerten und den gesellschaftlichen Diskurs über Technikfolgenabschätzung zu initiieren und zu koordinieren". Seit ihrer Gründung arbeitet die Akademie für Technikfolgenabschätzung zielgruppenbezogen daran, öffentliche Diskussionen über Technologien zu versachlichen. Auch im Bildungsbereich konnte die Akademie für Technikfolgenabschätzung mit ihren Lehrerfortbildungen zur Gentechnik und zur Nachhaltigkeit und den Schülerforen zur klimaverträglichen Energieversorgung in Baden-Württemberg wertvolle Erfahrungen sammeln. Nicht nur Lehrer, sondern auch Schüler haben sich hierbei als wichtige Multiplikatoren für die Arbeitsergebnisse der Akademie für Technikfolgenabschätzung erwiesen.


Wie wird ENSYS bedient?

Informationen zur Bedienung finden Sie auf der CD-ROM unter der Hilfe-Funktion. Das Arbeitspaket ENSYS (Disketten mit gedruckter Bedienungsanleitung und Arbeitsmaterialien) ist auch gesondert und bei Bedarf mit Mehrfachlizensierung gegen eine Schutzgebühr über die Akademie für Technikfolgenabschätzung zu beziehen. Die Adresse befindet sich ebenfalls auf der CD-ROM (Weimar/Jehle).

Praktische Tipps für die Arbeit mit ENSYS

Bevor sich die Schülerinnen und Schüler am Computer in die Bilanzierung mit ENSYS vertiefen, sollte ein gemeinsamer Problemhorizont erschlossen werden. Die Texte, Bilder und Grafiken zum Baustein D bieten einige problematisierende Einstiege in die Themenbereiche Energiewelten (D 1), Verkehr (D 2, D 3), Haushalt (D 4, D 5) und Energieumwandlung

(D 6 bis D 8) für eine Arbeit mit dem Energiebilanzierungssystem ENSYS.

1. Vier Leitbilder (D 1)

In welcher Energiewelt wollen wir eigentlich leben? Vier mögliche Antworten auf diese für unser Verhalten entscheidende Frage bieten die am Beispiel des Verkehrs vorgestellten Szenarien: 1. Weiter so wie bisher, 2. Technik besser nutzen, 3. Ressourcen stärker schonen, 4. Neue Lebensstile entwickeln (D 1). Die Szenarien 2 und 3 erfüllen das seit der Konferenz von Rio de Janeiro 1992 angestrebte Nachhaltigkeitsziel, den Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent zu senken. In diesen Leitbildern können die Schülerinnen und Schüler eigene Einstellungen und Haltungen wiedererkennen. Sinnvoll ist es, diese Leitbild-Szenarien auch auf einen anderen Energiesektor, z.B. den Haushalt zu übertragen. Wie sind neue Lebensstile, verstärkte Technikeffizienz oder Ressourcenschonung im Haushalt praktizierbar? Eine solche Fragestellung setzt der Fantasie der Schülerinnen und Schüler keine Grenzen.

2. Verkehr auf Achse und zu Fuß (D 2, D 3)

80 Millionen Deutsche legen im Jahr etwa 113,6 Milliarden Personenkilometer (Pkm) zurück und die Güter, die sie von A nach B transportieren, haben etwa 60,2 Milliarden Kilometer pro Tonne (tkm) hinter sich gebracht. Mit dem Energiebilanzierungssystem ENSYS lässt sich das Gedankenspiel vollführen: was passiert mit dem Kohlendioxid-Ausstoß, wenn die Menschen weniger fahren würden, wenn sie das Auto stehen ließen und die Bahn nähmen oder wenn sie mit dem Auto fahren, aber nur noch zu zweit. Die Effekte dieser Entscheidungen lassen sich mit ENSYS anschaulich bilanzieren, aber Entscheidungen müssen die Schülerinnen und Schüler selber treffen. Sollte der Freizeitverkehr aus Gründen des Klimaschutzes strikt unterbunden werden? Sollten Flüge nach Mallorca und zu anderen fernen Reisezielen nur alle fünf Jahre gestattet werden? Kann man Manager zwingen, vom Inlandflieger auf die Bahn umzusteigen? Ist der Preis von fünf Mark pro Liter Benzin als Klimaschutzmaßnahme akzeptabel oder nicht? Was ökologisch effektiv ist, muss gesellschaftlich noch lange nicht durchsetzbar sein. Zur Vergegenwärtigung der Verkehrszwecke (Berufspendelverkehr, Geschäftsreisen, Einkaufen, Freizeit und Urlaub) dient die Grafik D 2. Der Textausschnitt "Grenzenlose Freiheit über den Wolken" (D 3) - entnommen einer Studie zur ökologischen Steuerreform von Carsten Krebs - vermittelt einen Eindruck von den ökologischen Folgen der Ausweitung des Flugverkehrs und ihren Ursachen.

3. Energieräuber im Haushalt (D 4, D 5)

Der Energieverbrauch in privaten Haushalten wird im Energiebilanzierungssystem ENSYS folgendermaßen aufgegliedert: Duschen/Baden, Warmwasserverbrauch, Beleuchtung, Kühlen/Gefrieren, Kochen, Spülen, Waschen, Trocknen, Fernseher und ähnliche Geräte. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Energiebedarf zu senken. Man kann die eigene Nachfrage drosseln oder die technische Effizienz der Geräte verbessern. Es ist wichtig, die Schülerinnen und Schüler für die eigene tagtägliche Energienachfrage zu sensibilisieren, zum Beispiel in Form eines Energienachfrage-Protokolls für den vergangenen Tag (Was? Wann? Wo?). Die Grafik D 5 weist den verdeckten Stromverbrauch und die Kosten von "Energieräubern" im Haushalt aus. Der Text des Physikers Hans-Peter Dürr über Energiesklaven (D 4) soll ein Gesprächsanlass sein, um zu klären, inwieweit eine Generalisierung des Energiekonsums der Industrieländer denkbar und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu rechtfertigen ist.

4. Energieumwandlung (D 6 bis D 8)

Eine Verminderung energieverursachter Kohlendioxid-Emissionen lässt sich grundsätzlich durch folgende Maßnahmengruppen erreichen:

  • Verringerung des Energieverbrauchs,
     
  • Verbesserung bei der Energieumwandlung (D 6),
     
  • Ersetzen von kohlenstoffreichen Energieträgern (Kohle und Erdöl) durch Erdgas, Wasser-, Sonnen- und Windenergie oder durch Kernenergie.

Eine ernstzunehmende Möglichkeit, klimaschädliche Emissionen einzusparen, stellen die verschiedenen Formen der Kraft-Wärme-Koppelung dar (D 7).

Auch im Zusammenhang mit dem Thema der Energieumwandlung ist das Energiebilanzierungssystem ENSYS einsetzbar. Es ermöglicht den Schülerinnen und Schülern nicht nur den von ihnen bevorzugten Energiemix mit oder ohne Kernenergie, Kohle, Öl, Gas und regenerativen Energien, sondern auch deren Wirkungsgrad festzulegen. Die regulative Idee der Nachhaltigkeit sollte dabei zentraler Bestandteil ihrer Überlegungen sein.

 

Literaturhinweise

Baur, Gabriele; Müller, Albrecht; Schulze-Tammena, Reinhold: Schülerforum "Klimaverträgliche Energieversorgung". Ein Konzept für den fächerübergreifenden Unterricht, (Materialien Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg), Stuttgart 1999

Nennen, Hans-Ulrich; Hörning, Georg: Energie und Ethik. Leitbilder im philosophischen Diskurs, Frankfurt a.M./New York 1999

Schade, Diethard; Weimar-Jehle, Wolfgang: Energieversorgung und Verringerung der CO2-Emission. Techniknutzung, Ressourcenschonung, Neue Lebensstile, Berlin/Heidelberg/New York 1996


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