Zeitschrift Mitmachen statt Zuschauen BAUSTEIN B B9 bis B11: Freude am Ehrenamt Heft 4/2000 , Hrsg.: LpB |
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Beim Sportverein, beim Kleintierzüchterverein. Überall gibt es Ehrenämter. Ob Kassier, Schriftführer oder sonstige kleine Pöstchen. Es gilt sie zu besetzen. Aber unentgeltliches Helfen ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Zum Tag des Ehrenamtes fragte die Heilbronner Stimme:
Heidrun Hohl, die Ehefrau des baden-württembergischen Weinbaupräsidenten, steht hinter ihrem Mann, ohne in seinem Schatten zu stehen. Ehrenämter sind zeitaufwändig und oft undankbar, das weiß sie. Aber Ehrenämter sind für sie mehr als eine Frage der Ehre. "Das Zusammenleben in einer Gesellschaft ohne Ehrenämter kann ich mir nicht vorstellen", sagt die 36-jährige frühere Weinprinzessin und Vorsitzende der Landfrauen. Seit zwölf Jahren ist sie verheiratet mit einem Mann, der auf vielen Hochzeiten tanzt. Weinbaupräsident in Württemberg, Vize auf Bundesebene. Im Vorstand der Weingärtnerzentralgenossenschaft. Im Beirat des Raiffeisenverbandes. Mitglied im Ortschaftsrat, Gemeinderat und Kreisrat. "Für die vielen Ämter meines Mannes müsste ich eine Liste anfertigen, um keines zu vergessen." Sie akzeptiert die Verpflichtungen ihres Mannes, auch wenn sie ihn oft abendelang nicht zu Gesicht bekommt. "Ich sehe seine Tätigkeit auch als Bereicherung für mein Leben", sagt sie mit einem sympathischen Lachen. Dass dies nicht vom ersten Tag ihrer Ehe so war, daraus macht Heidrun Hohl kein Geheimnis: "Am Anfang war ich hier am Ort nur seine Frau, inzwischen bin ich eine eigene Persönlichkeit." Ihr eigenes ehrenamtliches Engagement hat der zweifachen Mutter viel Anerkennung gebracht. Vor gut drei Jahren übernahm sie den Vorsitz der Landfrauen. Zunächst überwog die Skepsis, in die Fußstapfen der Vorgängerin zu treten - ihrer Schwiegermutter Hannelore Hohl. Doch sie hat in dem Verein mit 250 Frauen eigene Schritte gewagt, ohne das Bestehende völlig umzukrempeln: "Ich stehe für eine andere Generation und somit für andere Themen." Der eigene Einsatz zeigt ihr noch deutlicher: Ein Ehrenamt verlangt viel Zeit. Und ohne die Anteilnahme eines Partners, ohne den Austausch über Aktivitäten oder Probleme, kann sie sich das nicht vorstellen. Unterstützung findet sie bei ihrem Mann - genauso wie sie ihm diese umgekehrt bietet. Damit der Alltag funktioniert, ist der Terminkalender im Hause Hohl ein wichtiges Schriftstück: "Den führen wir gemeinsam", erzählt die Kauffrau, die längst auch in ihren Beruf als Wengerterin hineingewachsen ist . Wenn sich das Paar doch mal die Frage nach dem Sinn ihres zeitaufwändigen Daseins für andere stellt, erinnern sie sich an die Worte von Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker: "Wir sind auch verantwortlich für das, was wir nicht tun." Heilbronner Stimme, 4.9.1999 (Bärbel Kistner)
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