Zeitschrift 

Mitmachen statt Zuschauen

BAUSTEIN B
Es gibt viel zu tun

B9 bis B11: Freude am Ehrenamt

Heft 4/2000 , Hrsg.: LpB



 

Inhaltsverzeichnis 


 B 9

  Ich sitze bequem

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 B 10

  Engagieren Sie sich in einem Ehrenamt?

Beim Sportverein, beim Kleintierzüchterverein. Überall gibt es Ehrenämter. Ob Kassier, Schriftführer oder sonstige kleine Pöstchen. Es gilt sie zu besetzen. Aber unentgeltliches Helfen ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr. Zum Tag des Ehrenamtes fragte die Heilbronner Stimme:

Hilde Glaser (62), Rentnerin:
Ich bin im Tierschutzverein engagiert. Da ich schon immer ein Herz für Tiere hatte, nehme ich Tiere auf und setze mich für sie ein, wenn ihnen Unrecht geschieht. Seit zehn Jahren wirke ich in einem Verein mit und würde mich jederzeit wieder dafür entscheiden. Wenn ein Tier in Not ist, bin ich da!

 

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Aki Tuncer (38), Textilkaufmann:
Ich setze mich für Ghetto- beziehungsweise Streetkids auf der ganzen Welt ein. Nicht nur zur Weihnachtszeit sammle ich für diese Organisation. Derzeit ist das Geld für Menschen in Kenia bestimmt. Trotzdem, man merkt schon, dass es schwer ist, heutzutage Menschen zu finden, die ehrenamtlich etwas tun. Es zählt nur das Geld.

 

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Jürgen Redemann (32), Feinblechner:

Ich bin kein Egoist, aber die geringe Freizeit, die mir bleibt, nutze ich für mich. Das hat mit Geld überhaupt nichts zu tun. Ich habe mich aus sämtlichen Dingen ausgeklinkt. Die Ehrenämter haben ihre Grenzen. Man bleibt sonst auf der Strecke.

 

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Petra Baas (34), Angestellte und Mutter:
Ich bin nicht ehrenamtlich tätig. Es hat mich noch keiner angesprochen oder ein Angebot gemacht. Aber im Elternbeirat zu sein, könnte ich mir schon vorstellen. Die Arbeit müsste möglichst von zu Hause aus zu erledigen sein. Mit zwei kleinen Kindern ist das sonst etwas schwer. Mein Schwiegervater ist im Gemeinderat und im Tennisclub, das reicht für die ganze Familie.

Heilbronner Stimme, 5.12.1998

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 B 11

  Ein Ehepaar im Ehrenamt

img86.gifHeidrun Hohl, die Ehefrau des baden-württembergischen Weinbaupräsidenten, steht hinter ihrem Mann, ohne in seinem Schatten zu stehen. Ehrenämter sind zeitaufwändig und oft undankbar, das weiß sie. Aber Ehrenämter sind für sie mehr als eine Frage der Ehre.

"Das Zusammenleben in einer Gesellschaft ohne Ehrenämter kann ich mir nicht vorstellen", sagt die 36-jährige frühere Weinprinzessin und Vorsitzende der Landfrauen. Seit zwölf Jahren ist sie verheiratet mit einem Mann, der auf vielen Hochzeiten tanzt.

Weinbaupräsident in Württemberg, Vize auf Bundesebene. Im Vorstand der Weingärtnerzentralgenossenschaft. Im Beirat des Raiffeisenverbandes. Mitglied im Ortschaftsrat, Gemeinderat und Kreisrat. "Für die vielen Ämter meines Mannes müsste ich eine Liste anfertigen, um keines zu vergessen."

Sie akzeptiert die Verpflichtungen ihres Mannes, auch wenn sie ihn oft abendelang nicht zu Gesicht bekommt. "Ich sehe seine Tätigkeit auch als Bereicherung für mein Leben", sagt sie mit einem sympathischen Lachen. Dass dies nicht vom ersten Tag ihrer Ehe so war, daraus macht Heidrun Hohl kein Geheimnis: "Am Anfang war ich hier am Ort nur seine Frau, inzwischen bin ich eine eigene Persönlichkeit."

Ihr eigenes ehrenamtliches Engagement hat der zweifachen Mutter viel Anerkennung gebracht. Vor gut drei Jahren übernahm sie den Vorsitz der Landfrauen. Zunächst überwog die Skepsis, in die Fußstapfen der Vorgängerin zu treten - ihrer Schwiegermutter Hannelore Hohl. Doch sie hat in dem Verein mit 250 Frauen eigene Schritte gewagt, ohne das Bestehende völlig umzukrempeln: "Ich stehe für eine andere Generation und somit für andere Themen."

Der eigene Einsatz zeigt ihr noch deutlicher: Ein Ehrenamt verlangt viel Zeit. Und ohne die Anteilnahme eines Partners, ohne den Austausch über Aktivitäten oder Probleme, kann sie sich das nicht vorstellen. Unterstützung findet sie bei ihrem Mann - genauso wie sie ihm diese umgekehrt bietet. Damit der Alltag funktioniert, ist der Terminkalender im Hause Hohl ein wichtiges Schriftstück: "Den führen wir gemeinsam", erzählt die Kauffrau, die längst auch in ihren Beruf als Wengerterin hineingewachsen ist .

Wenn sich das Paar doch mal die Frage nach dem Sinn ihres zeitaufwändigen Daseins für andere stellt, erinnern sie sich an die Worte von Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker: "Wir sind auch verantwortlich für das, was wir nicht tun."

Heilbronner Stimme, 4.9.1999 (Bärbel Kistner)

 


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