Zeitschrift 

 

Menschenrechte

Rechte für dich - Rechte für alle!

 

 

Heft 2/2005, 
Hrsg.: LpB



 

Inhaltsverzeichnis

A7-A10

Kinderrechte – besondere Rechte!


A 7 Die Kinderrechtskonvention – Auszüge

Ihr findet hier in einer verständlichen Fassung einige Beispiele von Rechten und Staatenpflichten aus der Kinderrechtskonvention. Die vollständige Liste steht im Internet unter http://www.politikundunterricht.de/2_05/menschenrechte.htm . Der Originaltext der Kinderrechtskonvention findet sich z.B. auf der Homepage von Terre des Hommes ( www.tdh.de ). Die Kinderrechtskonvention enthält und konkretisiert die Rechte der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (vgl. A2) für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Vergleicht: Welche besonderen Rechte enthält die Kinderrechtskonvention? Enthält sie mehr Rechte, als du gedacht hast? Warum sind diese Rechte wichtig? Brauchen Kinder deiner Meinung nach besondere Rechte und benötigen sie besonderen Schutz?

Art. 6 Überleben und Entwicklung
Jedes Kind hat ein Recht auf Leben. Der Staat ist ausdrücklich dazu verpflichtet, das Überleben und die Entwicklung des Kindes zu gewährleisten.
 
Art. 7 Name und Nationalität
Jedes Kind hat von Geburt an das Recht auf einen Namen. Das Kind hat ebenso das Recht auf eine Staatsangehörigkeit. Soweit möglich, sollen Kinder die Namen ihrer Eltern kennen und von ihnen versorgt werden.
 
Art. 9 Trennung von den Eltern
Jedes Kind hat das Recht auf ein Zusammenleben mit seinen Eltern, es sei denn, dass dies nicht dem Wohl des Kindes dient. Das Kind hat auch ein Recht auf Kontakt zu beiden Elternteilen, falls es von Vater oder Mutter oder von beiden getrennt ist.
 
Art. 17 Zugang zu angemessener Information
Der Staat hat sicherzustellen, dass das Kind Zugang zu Informationen und anderen Veröffentlichungen aus einer Vielfalt von Quellen hat und fordert die Massenmedien dazu auf, Informationen zu verbreiten, die für das Kind von sozialem und kulturellem Nutzen sind. Außerdem schützt der Staat das Kind vor schädlichen Informationen und anderen Veröffentlichungen.
 
Art. 19 Schutz vor Missbrauch und Vernachlässigung
Der Staat schützt das Kind vor jeglicher Form von Misshandlung durch die Eltern oder andere Erziehungsberechtigte und stellt geeignete Sozialprogramme auf, um Missbrauch zu verhindern und den Betroffenen zu helfen.
 
Art. 22 Flüchtlingskinder
Flüchtlingskindern soll besonderer Schutz gewährt werden. Der Staat soll mit kompetenten Organisationen zusammenarbeiten, die einen solchen Schutz und Hilfe gewährleisten können.
 
Art. 24 Gesundheit und Gesundheitsdienste
Jedes Kind hat ein Recht auf höchstmöglichen Standard in der Gesundheitsfürsorge. Dabei gehören zu den wichtigsten Aufgaben der Staaten die Basisgesundheitsversorgung, vorbeugende medizinische Versorgung, Gesundheitserziehung durch Aufklärung der Öffentlichkeit sowie die Reduzierung der Säuglingssterblichkeit. Alle Staaten sind in diesem Zusammenhang zur Entwicklungszusammenarbeit gehalten, um allen Kindern der Welt den Zugang zu Gesundheitsdiensten zu ermöglichen.
 
Art. 28 Erziehung und Bildung
Jedes Kind hat das Recht auf Bildung, und es ist dabei die Aufgabe des Staates, den kostenlosen Besuch der Grundschule zur Pflicht zu machen, verschiedene Formen der weiterbildenden Schulen zu entwickeln und Kindern entsprechend ihren Fähigkeiten den Besuch von Hochschulen zu ermöglichen. Die dabei nötige Disziplin in Schulen darf keine Rechte und vor allem nicht die Würde des Kindes verletzen. Die Entwicklungszusammenarbeit soll die Umsetzung dieses Rechts fördern.
 
Art. 32 Kinderarbeit
Jedes Kind hat ein Recht auf Schutz vor Arbeit, die seine Gesundheit gefährdet oder seine Bildung und Entwicklung behindert. Der Staat legt das Mindestalter für die Zulassung zur Erwerbsarbeit fest und regelt alle Arbeitsbedingungen.
 
Art. 38 Bewaffnete Konflikte
Alle Staaten sollen sämtliche durchführbaren Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass Kinder unter 15 Jahren nicht direkt an bewaffneten Konflikten beteiligt werden. Kein Kind unter 15 Jahren darf von Streitkräften eingezogen werden. Gemäß dem humanitären Völkerrecht haben Staaten dafür zu sorgen, dass Kinder im Krieg geschützt und mit allem Lebensnotwendigen versorgt werden.
 

 

Arbeitsaufträge zu A7–A8

  • Um die einzelne Rechte in A7 zu verinnerlichen, wählen immer zwei Schülerinnen bzw. Schüler ein Recht aus und stellen es pantomimisch dar, während die anderen erraten, um welches Recht es sich bei der Darstellung handelt.
  • Welche der Menschenrechte werden auf den Fotos in A8 thematisiert?

 


A 8 Kinderrechte: Anspruch und Wirklichkeit

In einem Slum am Rande der indischen Millionenstadt Neu Delhi suchen Kinder im Müll nach Verwertbarem.
picture-alliance/dpa

Ein namenloses Findelkind.
AP Photo/Eric Gay

Kindersoldaten in Asien. Zehntausende Kinder und Jugendliche werden nach Angaben des UNICEF-Kinderhilfswerks in Asien als »Kanonenfutter« für Kriegseinsätze missbraucht. Nach Berichten internationaler Menschenrechts- organisationen ist der Missbrauch in Myanmar (früher Birma), Sri Lanka, Kambodscha und Afghanistan besonders besorgniserregend.
picture-alliance/dpa

 


A 9 Gib den Kindern eine Chance!

 

 

Welche Rechte sprechen die Kampagnenplakate an? Welche Ursachen könnten deiner Meinung nach die Verletzung der Rechte haben? Was könnte dagegen getan werden?

Brot für die Welt

 


A 10 Kinderarmut

Die Kinderarmut in der Welt hat dramatische Ausmaße angenommen.

Globus Infografik GmbH

Mehr als einer Milliarde Jungen und Mädchen – über die Hälfte aller Kinder in den Entwicklungsländern – fehlen ausreichende Nahrung, sauberes Trinkwasser, medizinische Versorgung, Schulunterricht oder ein richtiges Dach über dem Kopf. Zu diesem Ergebnis kommt das UN-Kinderhilfswerk UNICEF in seinem Jahresbericht »Zur Situation der Kinder in der Welt 2005«.

Kinder sind auch zunehmend Opfer von Kriegen und Terror. Seit 1990 sind nach Schätzungen der UNICEF 1,6 Millionen Kinder in Kriegen getötet worden, rund 20 Millionen wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Hunderttausende werden als Soldaten missbraucht, die meisten in Afrika und Asien.

Die weltweite Aids-Epidemie trifft gerade die ärmsten Kinder am härtesten: Allein im südlichen Afrika ist die Zahl der Aids-Waisen von 1990 bis 2003 von einer auf über zwölf Millionen gestiegen.

Auch in den reicheren Ländern nimmt die relative Kinderarmut stetig zu. Bei der relativen Armut vergleicht man innerhalb eines Landes den Lebensstandard unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Relative Armut drückt in erster Linie soziale Ungleichheiten innerhalb einer Gesellschaft aus. Die Situation der Armen kann so in zwei Ländern unterschiedlich ausfallen, obwohl die Zahl der Armen gleich hoch ist. In den meisten Ländern gilt als arm, wer über weniger als fünfzig Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens des jeweiligen Landes verfügt. In Deutschland ist der Anteil der Kinder, deren Familien so als arm gelten, seit 1990 um 2,7 Prozent auf 1,5 Millionen Kinder gestiegen, so das Kinderhilfswerk UNICEF in seinem Armutsbericht von 2005. Mehr als eine Million Kinder in Deutschland müssen von der Sozialhilfe leben. Besonders stark betroffen sind Zuwandererfamilien und Alleinerziehende.

Absolute Armut wird nicht einheitlich definiert. Einer engen Definition zufolge gelten Menschen als absolut arm, wenn sie von weniger als einem US-Dollar am Tag leben müssen. Gemäß einem umfassenderen Armutsverständnis gilt als absolut arm, wer nicht einmal die grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse wie Ernährung, Kleidung, Wohnung, Gesundheit und Bildung befriedigen kann und daher unter menschenunwürdigen Bedingungen leben muss.

Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen weisen darauf hin, dass bedürftige Kinder keine Bittsteller sind. Sie haben vielmehr einforderbare Rechte, u.a. auf Ernährung, Wasser, Gesundheit, Wohnen und Bildung.

 

Arbeitsaufträge zu A9–A10

  • Welche Kinderrechte sind in den Kampagnen in A9 und in der Grafik A10 betroffen? Welche Ursachen könnten deiner Meinung nach die Verletzung der Kinderrechte haben?
  • Wähle ein Land der Erde aus und überprüfe, wie die Lebenssituation der Kinder in diesem Land konkret aussieht. w Was bedeutet es für die Entwicklung der Kinder, wenn sie nur bedingt zur Schule gehen können, keine ausreichende medizinische Versorgung haben usw.?
  • Was ist der Unterschied zwischen relativer und absoluter Armut?

 

 


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