Zeitschrift 

Wasser

Wasser im Alltag
Fernwasserversorgung in
Baden-Württemberg
Wasser in der Landwirtschaft
und Industrie
Konflikte ums Wasser weltweit

 



 

Inhaltsverzeichnis

C 1 - C 25

Wasser in Landwirtschaft und Industrie

C1

Der Wasserverbrauch nach Nutzungsbereichen

C2

Gefahren für das Grundwasser durch die Landwirtschaft

Die Belastung des Grundwassers mit Nitrat und Pflanzenschutzmitteln ist nach wie vor hoch. Die Hauptursache der Nitratbelastung liegt in der großflächigen und intensiven landwirtschaftlichen Ackernutzung. Hohe Nitratgehalte im Wasser wie auch in der Nahrung können eine Gefahr für die menschliche Gesundheit sein. Deshalb wurde der Grenzwert für Nitrat im Trinkwasser auf 50 Milligramm je Liter festgelegt. Die Lösung des Problems hoher Nitrat- und Pflanzenschutzmittelgehalte im Grund- und Trinkwasser ist nur möglich, wenn in den betroffenen Gebieten die Düngung und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung, auf ein umweltverträgliches Maß zurückgeführt wird.

Nach: Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg: Wasser, Stuttgart 2000, S. 7

C3

Regionale Belastung mit Nitrat

Das Ausbringen von Gülle, die Anwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln stellt auch für das Grundwasser eine erhebliche Belastung dar. Knapp elf Prozent der 2568 Grundwassermessstellen, bei denen 1998 von der LfU [Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg] Stichproben genommen wurden, weisen Nitratgehalte oberhalb des Trinkwassergrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter auf. Belastungsschwerpunkte sind die Regionen Mannheim und Heidelberg, der Neckarraum nördlich von Stuttgart bis Heilbronn, der Main-Tauber-Kreis, das Markgräfler Land und Oberschwaben.

Nach: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg: Erfolge und Defizite im Gewässerschutz (Pressemitteilung vom 17. März 2000)

C4

Die Nitratbelastung des Grundwassers in Baden-Württemberg

Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg: Grundwasserüberwachungsprogramm, Ergebnisse der Beprobung 2000. Karlsruhe: LfU 2001, S. 30

C5

Nitratwerte eines Wertheimer Brunnens

Vorlage: Stadtwerke Wertheim GmbH

C6

Was ist ein Wasserschutzgebiet?

Wasserschutzgebiete sind Einzugsgebiete von Wassergewinnungsanlagen.

Derzeit gibt es in Baden-Württemberg ca. 2560 Wasserschutzgebiete für die öffentliche Wasserversorgung. Sie hat grund-sätzlich Vorrang vor anderen Interessen. Nutzungs-

beschränkungen, Verbote und Duldungspflichten sind erforderlich, um die Güte des Wassers auch für die folgenden Generationen zu sichern. Wasserschutzgebiete als "Reservate" für unser Trinkwasser können nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Aus: Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg: Wasserschutzgebiete. Sauberes Grundwasser - lebenswichtig für alle. Stuttgart 1997, S. 14-16 (bearbeitete Auszüge)

C7

Landwirtschaft im Wasserschutzgebiet

Mit welchen Maßnahmen könntest du als betroffener Landwirt einverstanden sein? Bitte kreuze jeweils eine Antwort an. Sprecht in der Gruppe über eure Einschätzungen

 

Einverstanden 

Eventuell einver- standen

Nicht einverstanden

1. Der Einsatz von Kunstdünger ist grundsätzlich verboten

 

 

 

2. Kunstdünger darf nur in einer festgelegten Menge eingesetzt werden

 

 

 

3. Kunstdünger darf auch in großen Mengen verwendet werden.

 

 

 

4. Es werden regelmäßige Bodenproben zur Feststellung des Schadstoffgehalts im Boden durchgeführt.

 

 

 

5. Einen Teil der damit verbundenen Kosten musst du als Landwirt/in tragen.

 

 

 

6. Du musst auf die Düngung deiner Felder im Wasserschutzgebiet mit Gülle und Jauche ganz verzichten.

 

 

 

7. Damit nicht so viel Jauche und Gülle entsteht, verkleinerst du deinen Viehbestand.

 

 

 

8. Du verzichtest vollständig auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln

 

 

 

9. Du setzt Pflanzenschutzmittel nur in bestimmten Wochen eines Jahres ein.

 

 

 

10. Du greifst ausschließlich auf gewässerschonende Pflanzenschutzmittel zurück, auch wenn sie teurer sind.

 

 

 

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C8

Was macht ein Wasserschutzgebiets-Berater?

Interview mit Werner Bäumler, dem Wasserschutzgebiets-Berater der Stadtwerke Wertheim GmbH

Herr Bäumler, warum gibt es bei den Stadtwerken Wertheim einen Wasserschutzgebiets-Berater?

Ein Großteil der Wasserschutzgebiete, aus denen die Stadtwerke Wertheim Trinkwasser gewinnen, wird landwirtschaftlich genutzt. Deshalb muss da-rauf geachtet werden, dass dabei keine Belastungen des Grundwassers entstehen. Somit besteht die Notwendigkeit, die Wasserschutzgebiete zu betreuen und gegebenenfalls zu sanieren.

Welche Aufgaben haben Sie?

Sehr wichtig ist die Zusammenarbeit mit den Landwirten. Dabei stehen Fragen des grundwasserschonenden Anbaus im Vordergrund. Ziel ist eine möglichst geringe Belastung des Grundwassers durch Nitrat. Deshalb werden regelmäßig auch Wasser- und Bodenproben entnommen und untersucht.

Sie sind schon seit zehn Jahren Wasserschutzgebiets-Berater. Wie haben sich ihre Aufgaben im Laufe der Zeit verändert?

Am Anfang stand vor allem die Beschaffung von Informationen über Anbaupraktiken, Bodenbeschaffenheit und die Wasserqualität im Vordergrund. Später hat sich der Schwerpunkt auf die Umsetzung konkreter Projekte verlagert.

Um welche Projekte handelt es sich?

Die Projekte beschäftigen sich hauptsächlich mit der Bodenbearbeitung. Je weniger Boden bewegt wird, desto weniger Nitrat wird freigesetzt, das dann ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen kann. Deshalb versuchen wir, entweder Pflügetermine zu verlegen oder durch den Einsatz von Direktsaatmaschinen die Bodenbearbeitung ganz zu vermeiden. Denn solche Maschinen ziehen nur einen Schlitz in den Boden und legen dort das Saatgut ab. Weil der Boden dafür nicht tief aufgerissen werden muss, wird weniger Nitrat freigesetzt. Eine andere Möglichkeit ist die ständige oder zeitweise Begrünung von Ackerflächen. Pflanzen wie z.B. Gräser oder Ölrettich entziehen dem Boden laufend Nitrat. So wird das Grundwasser geschont.

Welche Vorhaben sind für die nächste Zeit geplant?

Für die Zukunft sind die flächenmäßige Ausweitung der grundwasserschonenden Bodenbearbeitung, die Ausweitung des gesetzlichen Wasserschutzgebietes und der Bau einer Biogasanlage geplant. Mit dieser können dann der Aufwuchs begrünter Ackerflächen wie z.B. Kleegras, aber auch normale Ackerkulturen wie Silomais in Energie, sprich: Biogas umgewandelt werden.

Das Gespräch führte Georg Weinmann

C9

Der Berater bei der Arbeit

Vor der neuen Direktsaatmaschine: der Wasserschutzgebiets-Berater der Stadtwerke Wertheim, Werner Bäumler (Mitte), im Fachgespräch mit Dertinger Landwirten.

Bild: Miteinander [Kundenzeitschrift der Stadtwerke Wertheim GmbH] 6/2000, S. 5

C10

Sanierung Schritt für Schritt

 

LÖSUNGSWORT

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Sanierung eines Wasserschutzgebietes am Beispiel Wertheim-Dertingens

Landwirte, Stadtverwaltung, Wasserschutzgebiets-Berater und Vertreter des Landratsamtes wollen die Wasserqualität in dem Wasserschutzgebiet Dertingens (bei Wertheim) verbessern. Während einer Sitzung entwickeln sie viele Ideen. Der Schriftführer hat sie aber nur in Stichworten festgehalten und notiert sie in der falschen Reihenfolge. Wenn du die Vorschläge richtig ordnest, kannst du die Buchstaben in Klammern zu einem Lösungswort zusammenfügen! Gleichzeitig erfährst du, welche Schritte für die Sanierung eines Wasserschutzgebietes wichtig sind.

Lösung 

C11

Durch Verträge zum Gewässerschutz

Kooperationsvertrag

zwischen den Stadtwerken Wertheim GmbH,

vertreten durch die Geschäftsführer

sowie

Herrn/Frau

Hubert/Maria Mustermann

Teil 2: § 1

Der Bewirtschafter verpflichtet sich die in
Teil 1 dieses Vertrages benannten Flächen
mit Vertragsbeginn in Grünland umzuwandeln.
Die verwendete Ansaatmischung muss
den Anforderungen der Stadtwerke genügen und mit diesen vorher abgesporchen werden.

Teil 2: § 2

Eine Düngung der Fläche ist nicht zulässig.
Ebenso dürfen keine Pflanzenschutzmittel
eingesetzt werden.

Teil 2: § 3

Die Art der Nutzung des Grünlandes bleibt
dem Bewirtschafter freigestellt. Eine eventuelle
Beweidung bedarf der Einwilligung der
Stadtwerke Wertheim. Der Bewirtschafter
verpflichtet sich für die Dauer des Vertrages
kein sonstiges zur Betriebsfläche zählendes
Grünland in und außerhalb des
Wasserschutzgebietes umzubrechen.

Teil 3: § 3 Überprüfung

Die Stadtwerke lassen überprüfen,
ob die Bestimmungen dieser Vereinbarung
eingehalten werden. Der Bewirtschafter
räumt dazu den Mitarbeitern der Stadtwerke
oder anderen, von ihr beauftragten Personen
das Recht ein, die entsprechenden Grundstücke
jederzeit zu betreten und etwaige Proben
zu ziehen oder Untersuchungen vorzunehmen.

Teil 3: § 4 Auszahlung

Der in Teil 1 aufgeführte Leistungsausgleich
für die vertraglich festgelegte Fläche wird jährlich
zum Ende des Vertragsjahres auf das angegebene Konto überwiesen. Bei Verletzung
der Vereinbarungen kann der fällige Betrag
ersatzlos einbehalten werden.

Mustervertrag der Stadtwerke Wertheim GmbH (bearbeiteter Auszug)

C12

Geben und nehmen

Das Bonussystem der Stadtwerke Wertheim GmbH für gewässerschonende Landwirtschaft in Wasserschutzgebieten (Auszug).

Durch die Zahlungen an die Landwirte sollen Einkommenseinbußen ausgeglichen werden, die durch gewässerschonenden Anbau entstehen können.

Maßnahme                  Bonusleistung

Anbau von Öllein          500,00 DM/Hektar
statt Raps 

Einsatz von                 60,00 DM/Hektar
Direktsaatmaschinen 

Anbau von Brauweizen   150,00 DM/Hektar

Umwandlung von           700,00 DM/Hektar
Ackerland in Grünland     und für fünf Jahre
                                 Kosten des Saatguts


Grundlage: Aufstellung der Stadtwerke Wertheim GmbH (Auszug). Umrechnung in Euro = DM : 1,95583

C13

Ohne Wasser kommt die Industrie nicht aus

Wasserbedarf bei der Herstellung verschiedener Produkte

1 Tonne Papier
1 Blatt Papier (5,5 g)

500 000 Liter
2,75 Liter

1 Tonne Stahl
1 000 Stahlnägel (1 kg)

18 000 Liter
18 Liter

10 Hektoliter Bier (1 t)
1 Glas Bier (0,5 l)

5 000 Liter

2,5 Liter
1 Tonne Zucker
10 Stück
Würfelzucker (30 g)

1 500 Liter 

0,045 Liter

 

C14

Wasser in der Industrie

In Millionen Kubikmeter im Jahr. Ein Kubikmeter = 1000 Liter.

OFW = OBERFLÄCHENWASSER
G + QW = GRUND- UND QUELLWASSER
(INCL. UFERFILTRAT)


Quelle: Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg: Wasser. Stuttgart 2000, S. 11 (vereinfacht

C15

Wie belasten Industriebetriebe das Grundwasser?

Industrielle Abwässer entstehen in vielen Betrieben. So können beispielsweise bei der Metallverarbeitung, in der chemischen Industrie oder bei der Herstellung von Farben Stoffe entstehen, die schwer abbaubar sind und Gewässer belasten. Darüber hinaus kann es im Bergbau vorkommen, dass Salze in Grundwasserschichten gelangen und Probleme für die Trinkwassergewinnung oder das biologische Gleichgewicht mit sich bringen. Bei Gefahrguttransporten müssen bestimmte Sicherheitsvorschriften eingehalten werden, damit keine unmittelbare Gefahr für das Grundwasser oder für Seen und Flüsse entsteht.

Georg Weinmann; nach: Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg: Wasser. Stuttgart 2000, S. 14

C16

Noch aktuell?

"Kein Grund zur Panik, der Wassergehalt im Arsen ist immer noch erheblich!"
Zeichnung: Haitzinger 1980

C17

Ansichtssache?

Zeichnung: Partykiewicz

C18

Die Herausforderung

Es gilt mit der Gewohnheit zu brechen, die Natur und mit ihr das Wasser als billige Müllkippe zu nutzen. Chemische Cocktails in Flüssen und Seen sind vielmehr eine Herausforderung, Techniken zu entwickeln, um solche Begleiterscheinungen zu unterbinden. Niemand hat das Recht, Wasser, Flüsse, Seen oder Grundwasser als sein Eigentum zu behandeln und mit Chemikalien zu befrachten.

Greenpeace: Vom Lebensquell zur Luxusware. Urkraft Wasser. Hamburg 1999, S. 24

C19

Ein Auto braucht nicht nur Kühlwasser

Wasserverbrauch von Produkten in Litern

Auto (Mittelklasse)              226 000
Kühlschrank                           6 600
Fahrrad                                 2 200
Handstaubsauger                    1 400
Aludose (0,33 l)                          19
Weißblechdose (0,33 l)                 12
Glasflasche (0,33 l)                       2

Spiegel Special 11/1998; Meer und mehr, S. 80

C20

Ökonomischer Umgang mit Wasser in einer Autofabrik

Grafik: Audi AG, Neckarsulm

C21

Der Wasserkreislauf in der Automobilindustrie

Grafik: AUDI AG, Neckarsulm

C22

Wasser sparen heißt Geld sparen

Für welche Zwecke wurden drei Millionen Kubikmeter Frischwasser verwendet? Den Löwenanteil von 60 Prozent, das ist die Summe des Neckar- und Brunnenwassers, verwendeten wir ausschließlich als sogenanntes Betriebswasser für unsere Produktionsanlagen. Durch den Einsatz dieses Betriebswassers sparten wir allein im Jahr rund zwei Millionen Kubikmeter kostbaren Trinkwassers. Die Ersparnis an Trinkwasser hat nicht nur einen Umwelteffekt. Für uns bedeutete sie auch eine Kostenersparnis in Höhe von 1,2 Millionen Euro. Darüber hinaus zeigt dieses Beispiel, dass sich Umweltschutz und Betriebswirtschaft durchaus vereinbaren lassen.

Daimler-Chrysler AG, Stand 2001

C23

Wende zum Besseren

Noch 1971 verbrauchte die Industrie [in Baden-Württemberg] fast 1000 Millionen Kubikmeter Wasser. Seither wies der Wasserbedarf trotz des Wirtschaftswachstums eine rückläufige Tendenz auf. Die Gründe dafür sind insbesondere der Einsatz von Technologien mit geringem Wasserverbrauch und die zunehmende Mehrfachnutzung von Wasser im Kreislauf.

Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden-Württemberg: Wasser. Stuttgart 2000, S. 11

C24

Technischer Fortschritt bei den Basislacken

Früher: Lösungsmittellacke              Heute: Wasserlacke

Audi AG: Zwischenbilanz. Umweltbericht der Audi AG. Ingolstadt 2000, S. 30

C25

Welchen Ansprüchen soll Wasser genügen?

Welche Erwartungen haben die verschiedenen Nutzer an das Wasser? Welche Bereiche mit welchen Interessen sollen im Konfliktfall Vorrang haben?

Die Landwirtschaft?                      Der Naturschutz?

Die Industrie?                              Die Naherholung?

 

Nach: Internationale Kommission zum Schutz des Rheins - Strom mit Beziehungen. Koblenz 1998, S. 30 (Auszüge)

 

 


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