Zeitschrift

Deutschland wächst zusammen

Geleitwort
des Ministeriums
für Kultus, Jugend
und Sport


Heft 2/2000 , Hrsg.: LpB


Inhaltsverzeichnis

 

Deutsche Fragen 2000: Ist Deutschland ein normaler Staat? Wer sind wir Deutschen? Sind wir eine Nation mit gebrochener Identität? Auch zehn Jahre nachdem "die deutsche Frage" ihre Antwort gefunden hat, wird weitergefragt. Auf Tagungen und in Diskussionen wird versucht, den inneren Standort Deutschlands zu finden. Gleichzeitig wird Bilanz gezogen: Was wurde erreicht? Was ist noch zu tun?

Von außen betrachtet scheint klar, was erreicht wurde: Ein gewaltiger und zumindest aus der Sicht des Auslandes auch gelungener Transformationsprozess hat Deutschland verändert - wenn auch sicher den östlichen Teil mehr als den westlichen.

Was nicht erreicht wurde, was zu tun bleibt, steht aus der Innensicht im Vordergrund: Skeptiker sehen Ost- und Westdeutsche weiter voneinander entfernt als je. Auch wenn häufig nur Ressentiments hin- und hergeschoben werden, sind erhebliche Unterschiede zwischen den 
Gesellschaften in Ost- und Westdeutschland nicht zu leugnen. Unter ganz verschiedenen Bedingungen haben sich westdeutsche und ostdeutsche Biografien entwickelt. So unterschiedlich die Biografien, so unterschiedlich sind die Sichtweisen, Einstellungen und Erwartungen: Wer die Entstehung der Mauer miterlebte, wem ihr Fall und das Ende der Teilung die Aufhebung eines Zustandes war, den er schon immer ablehnte, der wird die deutsche 
Einheit anders betrachten als derjenige, der, sozialisiert in einer west- oder ostdeutschen Gesellschaft, die Existenz zweier deutscher Staaten vielleicht ganz pragmatisch akzeptierte, oder anders als diejenigen, die mit der deutschen Einheit ganz selbstverständlich aufwachsen, die heutigen Jugendlichen. Diese Unterschiede in der Wahrnehmung müssen in der Schule beachtet werden, vor allem, weil hier ungleiche Erfahrungsmuster zusammentreffen.

Rechtzeitig zum zehnten Jahrestag der Vereinigung beschäftigt sich das vorliegende Heft der Landeszentrale für politische Bildung mit der neuen Bundesrepublik und dem Prozess der Annäherung zwischen Deutschland Ost und Deutschland West. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport sieht dies als wichtigen Beitrag für ein gegenseitiges Verständnis und hofft, dass Schülerinnen und Schüler durch ein Auseinandersetzung mit der Frage der inneren Einheit Deutschlands für die Problematik sensibilisiert werden und dass dadurch die Ungeduld auf beiden Seiten geringer wird.

Johanna Seebacher
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport


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