Geleitwort des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport


Auch viele Jugendliche suchen in der Sprache der Politik Glaubwürdigkeit, die sie eigentlich verdient. Statt dessen sehen sie sich angesichts immer komplexerer Probleme einem endlosen Wortschwall voller Klischees gegenJugend über. Er erweckt den Eindruck, als wollten unsere Politikerinnen und Politiker und Sport möglichst wenig Konkretes sagen, damit sie nicht im nachhinein, denn Politik zielt stets auf eine unbekannte Zukunft, auf offenkundige Fehlentscheidungen festgelegt werden können. Ein solcher Umgang mit dem Wort wird als Beliebigkeit empfunden und trägt zur Politikverdrossenheit bei, gleichgültig, ob er gedankenlos oder absichtlich erfolgt ist.

Dieser fatale Effekt müßte nicht eintreten, wenn die Politikersprache als Instrument der Politik verstanden und entsprechend bewertet würde. Indem bestimmte Wörter im Meinungskampf inhaltlich besetzt und zum Schlagwort oder Slogan gemacht werden, werden sie dem politischen Gegner entzogen, der seinerseits gezwungen wird, mit einem einprägsamen Klischee zu antworten und das eigene Wollen in günstigeres Licht zu setzen. Trotzdem sollten bei allen rhetorischen Gepflogenheiten in der Politik die Worte haften bleiben und etwas besagen.

Unsere Schülerinnen und Schüler werden in diesem Heft mit unterschiedlichen Kommunikationssituationen vertraut gemacht. Sie erhalten Hilfsmittel, um politische Äußerungen und Reden auf ihren Aussagegehalt zu überprüfen. Wesentlicher erscheint es aber, daß sie darin auch angeleitet werden, selbst erfolgreich zu argumentieren, damit sie sich später einmal kompetent, im Sinne sprachlicher und inhaltlicher Glaubwürdigkeit, in den politischen Prozeß einbringen können.

Das Ministerium sieht gerade in der Erziehung zu sprachlicher Kompetenz eine der wesentlichen Aufgaben des Unterrichts. Es ist sicher, daß das vorliegende Heft der Landeszentrale für politische Bildung hierzu im Deutschund Gemeinschaftskundeunterricht oder einer Rhetorik-AG einen dankenswerten Beitrag leisten kann, und hofft, daß es bei den passenden Unterrichtssequenzen zur Sprachschulung herangezogen wird.

 

Rudolf Pfeil

Gymnasialprofessor
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
Baden-Württemberg