Zeitschrift Südliches Afrika Bilder
und Realitäten Heft 1/2003
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Im südlichen Afrika bahnt sich eine verheerende Hungerkatastrophe an. Quer durch den Kontinent erstrecken sich die 11 besonders betroffenen Länder - von Angola bis Mosambik. Für die Ernährung von rund 15 Millionen Menschen fehlen bis zum Herbst fast fünf Millionen Tonnen Getreide. Abwechselnd Dürren und Überschwemmungen bisher nicht gekannten Ausmaßes haben in diesem und im letzten Jahr große Teile der Ernte vernichtet. In Simbabwe hat die Einschüchterung und Vertreibung weißer Farmer die Ernährungskrise zusätzlich verschärft. Jetzt fehlen rund 1,8 Millionen Tonnen Getreide, rund 6 Millionen Menschen sind auf Nahrungsmittelhilfe von außen angewiesen. Die Regierung hat den nationalen Notstand ausgerufen. Auch in anderen Ländern haben Misswirtschaft und Korruption die Folgen der Naturkatastrophen noch verschlimmert. Dazu kommen die Auswirkungen des Bürgerkriegs im Kongo mit Flüchtlingsströmen und Rebellenüberfällen. So ist zum Beispiel in Burundi die Sicherheitslage weiterhin äußerst angespannt, Verbindungen in manche Regionen praktisch abgeschnitten. In den ländlichen Gebieten Angolas reicht die Ernte kaum zur Versorgung der Bauern selbst. Für die Versorgung der Städte ist Angola auf Hilfe angewiesen. Mindestens 1,4 Millionen Menschen sind akut vom Hunger bedroht - wie überall sind vor allem die Kinder betroffen. In Sambia und Lesotho hat die Regierung bereits im April den Notstand ausgerufen - der Hunger wird allerdings erst im Herbst seinen Höhepunkt erreichen. Zu den Ernteausfällen kommen Krankheiten und Seuchen. Das südliche Afrika leidet unter der Verbreitung von AIDS wie keine andere Region der Erde. Weltweit ist die Lebenserwartung im vergangenen Jahrzehnt in allen anderen Entwicklungsländern um etwa anderthalb Jahre gestiegen. Nur in den Ländern südlich der Sahara fiel sie von durchschnittlich 50 auf unter 47 Jahre. Die Nahrungskrise macht die Menschen immer anfälliger gegen Seuchen. In manchen Ländern breiten sich Choleraepidemien aus, immer mehr Menschen sterben an Durchfällen und einfachen Infektionen. Neben Nahrungsmitteln fehlen auch Medikamente und Impfstoffe. Die Deutsche Welthungerhilfe liefert bereits Nahrungsmittel nach Angola, Mosambik und Simbabwe.
Mehr als 40 Millionen Menschen tragen das tödliche Virus nach Angaben der Vereinten Nationen in sich. Mehr als 20 Millionen sind bereits daran gestorben, weitere 68 Millionen werden in den kommenden 20 Jahren ebenfalls der Infektion erliegen... Heilung ist nicht in Sicht. Stattdessen breitet sich die Immunschwäche aus... Das gilt besonders für Afrika, wo rund 30 Millionen betroffen sind... In einigen Ländern dieses Kontinents ist jeder Dritte infiziert. "Die Verbreitung von HIV hat einen Umfang erreicht, der die schlimmsten Vorhersagen übertrifft", sagt Peter Piot, Direktor des UNO-Aidsbekämpfungsprogramms Unaids. Nach einem Bericht seiner Organisation sind beispielsweise in Botswana bereits 39 Prozent aller Erwachsenen mit dem Erreger infiziert. Dort und in anderen Ländern des südlichen Afrika drohe die Hälfte aller jungen Mütter dem Virus zu erliegen. Denn Aids trifft doppelt so viele junge Frauen und Mädchen wie Männer. Als Ursache nennen die UNO-Experten die sexuelle Ausbeutung und Diskriminierung von Frauen. Thilo Resenhoeft zur Welt-Aids-Konferenz in Barcelona, Badische Neueste Nachrichten, 7.7.2002
Die Todesrate durch Aids im Südlichen Afrika ist in den nächsten Jahren um ein Vielfaches höher als die Todesrate durch Kriege in den vergangenen Jahren. Bis 2010 werden zwischen vier und sieben Millionen Südafrikaner, meist Schwarze, an Aids sterben.
a Entwicklung des Bruttosozialprodukts pro Kopf in US-Dollar
b Sozialindikatoren * Seit Jahren wird die Aussagekraft der Kennziffer "Bruttosozialprodukt pro Kopf" stark angezweifelt. Deshalb wurde der Human Development Index (HDI) entwickelt; er bezieht neben dem Pro-Kopf-Einkommen auch die Lebenserwartung bei Geburt, die Kindersterblichkeit und die Alphabetisierungsrate in die Bewertung ein. Auf den ersten Rängen des HDI-Index liegen Norwegen, Schweden und Kanada, auf den letzten Rängen Burundi, Niger und Sierra Leone. Nach UNDP (United Nations Development Program) New York, http://hdr.undp.org/reports/2002
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