Zeitschrift 

Südliches Afrika

Bilder und Realitäten

Von der Landnahme der Weißen zur Apartheid

Probleme und Chancen heute
 

Heft 1/2003 
Hrsg.: LpB

 



 

Inhaltsverzeichnis

B 2 bis B 4 

Händler, Bauern, Missionare


 

 B2 

Die Rolle der Missionare

a  Wohltäter der Schwarzen?

Als der erste Missionar 1737 in Kapstadt ankam, war er nicht sonderlich begeistert von dessen Einwohnern. In einem Brief nach Deutschland schrieb Georg Schmidt: "Die Pietätlosigkeit ist sehr groß in diesem Land, es wird zügellos getrunken..." Die holländisch-reformierte Kirche hegte Misstrauen gegenüber Missionaren. Das Taufen von Khoi-San (Buschmännern) war ihrer Meinung nach Zeitverschwendung, gefährlich und subversiv. Trotz aller Probleme gründete Schmidt eine primitive Mission... Bei seiner Ankunft standen die völlig verarmten Khoi kurz vor dem Exodus ihres Volkes. Der Missionar lehrte seine kleine Gemeinde lesen und schreiben. Als er die ersten taufte, gingen die Geistlichen der holländisch-reformierten Kirche auf die Barrikaden... 1744... musste er das Land verlassen. Erst 48 Jahre später, 1792, bekamen drei Missionare der Herrnhuter Brüdergemeinde die Erlaubnis, das Werk Schmidts fortzusetzen. Bei ihrer Ankunft wurden sie von einer alten, buckligen Frau begrüßt. Magdalena, so erfuhren sie, war von Schmidt getauft worden. Aus ihrem Kleid zog sie eine kleine Bibel, die in einem Lederbeutel aufbewahrt war - ein Abschiedsgeschenk von Georg Schmidt... Viele Farmer der Umgebung protestierten gegen die Mission, sie wollten nicht, dass die Khoi eine christliche Erziehung genossen. Für sie waren Missionsstationen Verstecke von Mördern und Dieben. In Wirklichkeit waren sie Zufluchtsorte für Arbeiter, die auf den Farmen misshandelt wurden.

Elke und Dieter Loßkarn: Kapstadt und die Kap-Provinz, Köln (Dumont)1997, S.148 f.

 

b  Helfershelfer der weißen Ausbeuter?

[Cecil Rhodes] träumte von einem britischen Kolonialreich vom Kap bis Kairo - und von den Gewinnen, die für seine British South African Company (BSCA) auf dieser langen Strecke so nebenbei anfallen würden. In Zimbabwe jedenfalls erwartete Rhodes vor allem große Goldvorkommen. Um seine Eroberungspläne zu verwirklichen, sicherte Rhodes sich die Dienste des Missionars Jean Moffet, Sohn des Robert Moffet, der als erster Missionar an den Ndebele-Königshof gekommen war, aber keine nennenswerte Missionserfolge erzielen konnte... Jean Moffet war der Meinung, dass die Missionsarbeit "nicht erfolgreicher werden kann, wenn die Ndebele-Macht nicht gebrochen wird und man das ganze Regime auswechselt". 1888 reiste Moffet im Auftrag Rhodes' an den Hof von Lobengula (des Königs der Ndebele). Er verhandelt mit ihm über einen Vertrag mit der BSAC. Übersetzer ist der Missionar Helm, der schon länger am königlichen Hof lebt und dem Lobengula vertraut. Helm steht allerdings ebenfalls auf Rhodes' Lohnliste. Gemeinsam überreden die beiden Missionare den König zu einem Vertrag, dessen wesentliche Inhalte sie ihm aber offenkundig vorenthalten. Laut Vertrag überlässt er gegen eine minimale Ausgleichszahlung Rhodes alle Bodenschätze des Landes.

Wolfram Weiße: Asania Namibia Zimbabwe, Stuttgart (Radius) 1979, S. 66

 

B3

Die Europäer kommen


a Idealisierte Darstellung der Begegnung Jan van Riebeecks mit schwarzen Einwohnern. Jan van Riebeeck ging im Auftrag der Holländisch-Ostindischen Kompanie 1652 in der Tafelbucht an Land. Er sollte lediglich eine durch eine Festung gesicherte Versorgungsstation für die Ostindienfahrer errichten.

Heinrich Schiffers: Afrika, München (Bertelsmann) 1980, S. 28

 

b  Bei den Hottentotten

Jan van Riebeeck... hatte genaue Weisungen der 17 Direktoren der Kompanie erhalten,... ein Fort... als Wohnung für 80 Personen zu errichten. Außerdem sollte gutes Land für Gärten ausgesucht und ein Hospital für die Kranken gebaut werden. Im Tauschhandel mit den Eingeborenen sollten sie Vieh beschaffen, es war ihnen aber verboten, dabei Gewalt anzuwenden... Die Hottentotten, mit denen die Europäer bei ihrer Ankunft zusammentrafen, waren nur Sammler und Fischer, während die viehzüchtenden Stämme erst im Frühsommer 1652 auf ihren Wanderungen das Kap erreichten. Von diesen erhandelte man 200 Stück Großvieh und 600 Schafe gegen Kupfer, Glasperlen und Tabak... Die 17 Direktoren der Holländisch-Ostindischen Kompanie beschlossen im Oktober 1655, dass sich entlassene Kompanieangestellte frei als Bauern im Kapland ansiedeln durften... Zwanzig Jahre nach Beginn der Besiedlung durch die Europäer wurde den Hottentotten der Kapdistrikt... abgekauft. Auf Grund des Vertrages... standen ihnen Waren im Werte von 800 englischen Pfund zu. Der Hottentottenhäuptling... erhielt jedoch nur Waren im Gegenwert von 2 Pfund... Wegen der steten Ausbreitung der Siedler seit 1657 wuchsen die Feindseligkeiten mit den Hottentotten... Im Jahr 1673 begann ein Krieg zwischen den Europäern und den Cochoquas (einem Hottentottenstamm), den diese mit einem Überfall auf einige Siedler eröffneten. Auf verschiedenen Strafexpeditionen wurden 1 600 Stück Großvieh und 4 900 Schafe von den Hottentotten erbeutet.

Werner Jopp, in: Ders. (Hrsg.): Peter Kolb: Unter Hottentotten, Tübingen (Erdmann) 1979, S. 9-16

 

B4

Siedlerklage

Mein Weizen, der vor zwei Monaten mehr versprach als irgendeine Ernte, die ich je in anderen Ländern gesehen hatte, ist jetzt gemäht und liegt in Haufen zum Verbrennen bereit... Der Brand hat ihn vollkommen vernichtet, nicht ein einziges Korn konnten wir retten. Meine Gerste ergab nach der Trockenheit und einer Larve, die den Halm angreift, kaum mehr, als ich gesät hatte. Meinem Mais setzten die Raupen sehr zu, Läuse vernichteten den Kohl, der heiße Wind versengte alle Bohnen... Durch den Mangel an Weide sind unsere Kühe alle trocken... Nichts als eine riesige Wildnis aus verdörrtem Gras. Am Samstag, als ich am Krankenbett meines lieben kleinen Mädchens wachte (sie war, als sie ohne Schuhe und Strümpfe über das Feld lief, von einer Schlange gebissen worden), erschreckte mich der Ruf der Wildhunde... Ehe ich sie vertreiben konnte, hatten sie zwanzig Tiere meiner Herde geschlagen, die im ganzen aus siebenundzwanzig bestand. Einen Augenblick stand ich da und dachte an mein Unglück, mein sterbendes Kind, meine ruinierte Ernte, meine... vernichtete Herde. Gottes Wille geschehe.

Brief Hauptmann Bullers, um 1820, nach: Baedeker: Südafrika, Ostfildern, 3. Aufl. 2000, S. 111

 



Copyright ©   2003  LpB Baden-Württemberg HOME

Kontakt / Vorschläge / Verbesserungen bitte an: lpb@lpb-bw.de