Zeitschrift 

Südliches Afrika

Bilder und Realitäten

Von der Landnahme der Weißen zur Apartheid

Probleme und Chancen heute
 

Heft 1/2003 
Hrsg.: LpB

 



 

Inhaltsverzeichnis

B 13 bis B 17

Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft


 

B13

Homelands und Zwangsumsiedlungen

Walter Michler: Weißbuch Afrika, Berlin (Dietz) 1988, S. 269

 

B14 

Kindheit unter der Apartheid


 


W a r n u n g

Diese Straße führt durch Bantu-Land, über das der Ausnahmezustand verhängt ist. Jede Person, die dieses Gebiet betritt, hat die Verfolgung von Zuwiderhandlungen gegen den Location-Regulation-Act der Stadt Johannesburg selbst zu verantworten.

 

 

 

Überlebensgroß sind die Schilder, auf denen in riesigen Lettern diese Mahnung geschrieben steht. Man trifft sie an jeder Straße, die nach Alexandra führt, wo ich geboren und aufgewachsen bin... Diese Schilder sollen Weiße davon abhalten, die Welt der Schwarzen zu betreten. Die Folge davon ist, dass 90 Prozent der weißen Bevölkerung Südafrikas durchs Leben gehen, ohne je direkt mit den unmenschlichen Bedingungen in Berührung zu kommen, unter denen die Schwarzen das ihre fristen... Jedem... Weißen, der - ob durch Warnschilder oder Schuldbewusstsein - davon abgehalten wird, ein Südafrika, wie ich es kenne, mit eigenen Augen zu betrachten, möchte ich diese Welt, die einmal die meine war, mit Worten nahe bringen...

Das Alexandra meiner Kindheit und Jugend war ein Slumviertel... Die Straßen waren durchnummeriert... In der First Avenue, hinter ihren Krämerläden und Werkstätten, den Haupteinkaufszentren des Gettos, wohnten die Inder, von denen die ersten 1860... nach Südafrika gekommen waren, um auf den Zuckerrohrfeldern des Natal zu arbeiten. Die Inder bildeten die Creme von Alexandras in Quarantäne lebender "Gesellschaft". In der zweiten, dritten und vierten Avenue hausten in erster Linie Farbige, Mulatten - jene "Rasse", die neun Monate, nachdem 1652 die ersten weißen Siedler ohne Frauen nach Südafrika gekommen waren... "geboren" wurde. Auf den restlichen Straßen Alexandras sah man fast ausschließlich in schwarze Gesichter... Das Alexandra meiner Kindheit und Jugend war einer der ältesten Slums am Witwatersrand - dem Gebiet, in dem schwarze Minenarbeiter Tag und Nacht schufteten, um dem Erdinnern jenes Gold zu entreißen, das dem weißen Mann in Südafrika einen der weltweit höchsten Lebensstandards beschert... So kam es, dass Alexandra Mitte der fünfziger Jahre eine Bevölkerung von über einhunderttausend Schwarzen, Farbigen und Indern zählte - auf einer einzigen Quadratmeile zusammengepfercht.

Mark Mathabane: Kaffern Boy. Ein Leben in der Apartheid, München (Ehrenwirth) 1986, S. 15-17

 

B15 

Wanderarbeiter

Die vergleichende Statistik sagt einiges darüber, ob die Südafrikanische Union nach 1950 tatsächlich für die Schwarzen "ein gelobtes Land" war, was die Durchschnittseinkommen betrifft:

  1. Durchschnittseinkommen 1950 der "Eingeborenen" in Belgisch Kongo / Indien / Südafrika wie 10 : 20 : 23

  2. Durchschnittseinkommen 1982 in Südafrika Schwarz / Weiß wie 3 : 13

  3. Durchschnittseinkommen der achtziger Jahre im von Südafrika verwalteten Südwestafrika in der Schwarzensiedlung Katatura / in der Farbigensiedlung Khomasdal / im weißen Windhoek wie 4: 11: 20.

Bis heute gibt es im Bergbau Südafrikas, aber auch in anderen Branchen Arbeiter aus anderen Staaten der Region. Hier eine Momentaufnahme von 1982/83.

 


Karten: Arnt Spandau: Südafrika und der Westen, Reutlingen (Harwalik),1983, S.30

 

B16 

Bildung, Arbeit und Sozialleistungen

Den burischen Regierungen gebührt der Ruhm, mehr für eine angemessene Behausung, die gesundheitliche Betreuung und für die Hebung des Schulwesens aufzuwenden, als es je eine der sogenannten liberalen Regierungen der Vergangenheit getan hat. Jede dieser Maßnahmen macht paradoxerweise eine radikale Apartheid mehr und mehr unmöglich. Von einem schmutzigen Wilden kann ich mich wohl apart halten; aber einen wohlerzogenen, gebildeten Arbeitspartner, der sich von mir nur durch die Hautfarbe unterscheidet, werde ich früher oder später als gleichberechtigt anerkennen müssen. Die fürsorgerischen Leistungen der [Südafrikanischen] Union für die farbigen Bevölkerungsteile verdienen hohe Bewunderung. Das Geld dafür stammt... zum allergrößten Teil aus der Tasche der weißen Steuerzahler. Tatsächlich indessen gibt die weiße Herrschaft mit diesem erstaunlichen Aufwand nur ein Teil dessen zurück, was sie den Farbigen mit den niedrigen Löhnen vorenthält. Wenn auch der Abstand zwischen "weißen" und "schwarzen" Löhnen außerordentlich weit erscheint, so ist der doch nicht so weit wie in anderen Ländern Afrikas... Es ließe sich auch sonst nicht erklären, warum weiter im Norden die Eingeborenen mir oft genug von der Union in schwärmerischen Tönen berichteten als dem Lande, wo... man so viel Geld verdienen könne. Es ließe sich weiter nicht erklären, warum... die Zahl der Schwarzen, welche die Arbeit in der Union der Arbeit in ihren heimatlichen Ländern vorziehen, ...ständig weiter steigt.

A. E. Johann: Groß ist Afrika, Gütersloh (Bertelsmann) 7. Aufl. 1957, S. 190

 

B17 

Rechtsprechung und Todesstrafe

Verurteilungen / Todesurteile wegen Vergewaltigung (1947 bis 1966)
Schwarze 844 / 121 - Weiße 288 / 0

Verurteilungen / Hinrichtungen wegen Mord (Juni 1982 bis Juni 1983)
Schwarze 81 / 38 - Weiße: 21 / 0

Ländervergleich der Hinrichtungen (1987)
Südafrika / USA wie 8: 1 bei einem Bevölkerungsverhältnis von etwa 1: 8

 

Nach Jörn Rüsen u. a.: Südafrika Apartheid und Menschenrechte in Geschichte und Gegenwart, Pfaffenweiler (Centaurus) 1992, S. 184f.


 


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