Zeitschrift Südliches Afrika Bilder
und Realitäten Heft 1/2003
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Überlebensgroß sind die Schilder, auf denen in riesigen Lettern diese Mahnung geschrieben steht. Man trifft sie an jeder Straße, die nach Alexandra führt, wo ich geboren und aufgewachsen bin... Diese Schilder sollen Weiße davon abhalten, die Welt der Schwarzen zu betreten. Die Folge davon ist, dass 90 Prozent der weißen Bevölkerung Südafrikas durchs Leben gehen, ohne je direkt mit den unmenschlichen Bedingungen in Berührung zu kommen, unter denen die Schwarzen das ihre fristen... Jedem... Weißen, der - ob durch Warnschilder oder Schuldbewusstsein - davon abgehalten wird, ein Südafrika, wie ich es kenne, mit eigenen Augen zu betrachten, möchte ich diese Welt, die einmal die meine war, mit Worten nahe bringen... Das Alexandra meiner Kindheit und Jugend war ein Slumviertel... Die Straßen waren durchnummeriert... In der First Avenue, hinter ihren Krämerläden und Werkstätten, den Haupteinkaufszentren des Gettos, wohnten die Inder, von denen die ersten 1860... nach Südafrika gekommen waren, um auf den Zuckerrohrfeldern des Natal zu arbeiten. Die Inder bildeten die Creme von Alexandras in Quarantäne lebender "Gesellschaft". In der zweiten, dritten und vierten Avenue hausten in erster Linie Farbige, Mulatten - jene "Rasse", die neun Monate, nachdem 1652 die ersten weißen Siedler ohne Frauen nach Südafrika gekommen waren... "geboren" wurde. Auf den restlichen Straßen Alexandras sah man fast ausschließlich in schwarze Gesichter... Das Alexandra meiner Kindheit und Jugend war einer der ältesten Slums am Witwatersrand - dem Gebiet, in dem schwarze Minenarbeiter Tag und Nacht schufteten, um dem Erdinnern jenes Gold zu entreißen, das dem weißen Mann in Südafrika einen der weltweit höchsten Lebensstandards beschert... So kam es, dass Alexandra Mitte der fünfziger Jahre eine Bevölkerung von über einhunderttausend Schwarzen, Farbigen und Indern zählte - auf einer einzigen Quadratmeile zusammengepfercht. Mark Mathabane: Kaffern Boy. Ein Leben in der Apartheid, München (Ehrenwirth) 1986, S. 15-17
Die vergleichende Statistik sagt einiges darüber, ob die Südafrikanische Union nach 1950 tatsächlich für die Schwarzen "ein gelobtes Land" war, was die Durchschnittseinkommen betrifft:
Bis heute gibt es im Bergbau Südafrikas, aber auch in anderen Branchen Arbeiter aus anderen Staaten der Region. Hier eine Momentaufnahme von 1982/83.
Den burischen Regierungen gebührt der Ruhm, mehr für eine angemessene Behausung, die gesundheitliche Betreuung und für die Hebung des Schulwesens aufzuwenden, als es je eine der sogenannten liberalen Regierungen der Vergangenheit getan hat. Jede dieser Maßnahmen macht paradoxerweise eine radikale Apartheid mehr und mehr unmöglich. Von einem schmutzigen Wilden kann ich mich wohl apart halten; aber einen wohlerzogenen, gebildeten Arbeitspartner, der sich von mir nur durch die Hautfarbe unterscheidet, werde ich früher oder später als gleichberechtigt anerkennen müssen. Die fürsorgerischen Leistungen der [Südafrikanischen] Union für die farbigen Bevölkerungsteile verdienen hohe Bewunderung. Das Geld dafür stammt... zum allergrößten Teil aus der Tasche der weißen Steuerzahler. Tatsächlich indessen gibt die weiße Herrschaft mit diesem erstaunlichen Aufwand nur ein Teil dessen zurück, was sie den Farbigen mit den niedrigen Löhnen vorenthält. Wenn auch der Abstand zwischen "weißen" und "schwarzen" Löhnen außerordentlich weit erscheint, so ist der doch nicht so weit wie in anderen Ländern Afrikas... Es ließe sich auch sonst nicht erklären, warum weiter im Norden die Eingeborenen mir oft genug von der Union in schwärmerischen Tönen berichteten als dem Lande, wo... man so viel Geld verdienen könne. Es ließe sich weiter nicht erklären, warum... die Zahl der Schwarzen, welche die Arbeit in der Union der Arbeit in ihren heimatlichen Ländern vorziehen, ...ständig weiter steigt. A. E. Johann: Groß ist Afrika, Gütersloh (Bertelsmann) 7. Aufl. 1957, S. 190
Verurteilungen / Todesurteile wegen Vergewaltigung (1947 bis 1966) Verurteilungen / Hinrichtungen wegen Mord (Juni 1982 bis Juni 1983) Ländervergleich der Hinrichtungen (1987)
Nach Jörn Rüsen u. a.: Südafrika Apartheid und Menschenrechte in Geschichte und Gegenwart, Pfaffenweiler (Centaurus) 1992, S. 184f.
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